Unterstützung des Pflegeteams durch indische Auszubildende

Betreuung und Entlastung, auch mal die Hand halten oder Einkäufe erledigen

Im Artikel „Arppitha Davies und Theras Martin unterstützen das Pflegekräfteteam“ von Michaele Glemser, Bietigheimer-Zeitung, wird über die Unterstützung des Pflegeteams durch indischen Auszubildenden berichtet:

„Sachsenheim Früh um 6.30 Uhr beginnt der Arbeitsalltag von Arppitha Davies und Theras Martin. Die beiden jungen Auszubildenden gehen mit den Fachkräften der Kirchlichen Sozialstation Sachsenheim auf Tour, um pflegebedürftige Menschen im gesamten Stadtgebiet bei der Wund- und Medikamentenversorgung oder der täglichen Hygiene zu unterstützen. Noch vor sechs Monaten sah das Leben der beiden 20-jährigen Frauen ganz anders aus. In Kerala im Südwesten Indiens lebten Davis und Martin mit ihren Geschwistern und Eltern in einem engen Familienverband.

„Unsere Eltern haben uns alle Entscheidungen abgenommen und alles für uns bezahlt. Wir mussten uns um nichts kümmern“, erklären die beiden jungen Frauen, deren Berufswunsch der Pflegefachkraft in ihrer indischen Heimat mit hohen Kosten verbunden ist. Da traf es sich gut, dass Davies und Martin über die Hilfsorganisation Samhathi und eine Bekannte, die bereits in Deutschland arbeitete, Kontakt zu Corinna Häring und Ute Adler von der Kirchlichen Sozialstation knüpften. Pflegedienstleiterin Häring und Ausbildungsleiterin Adler haben damit zu kämpfen, dass sich auf dem deutschen Ausbildungsmarkt immer weniger junge Menschen für den Beruf der Pflegefachkraft interessieren.

Neue Wege in der Ausbildung

Daher waren die beiden engagierten Mitarbeiterinnen der Sozialstation bereit, neue Wege zu gehen, auch wenn diese mit einem enormen bürokratischen und zeitlichen Aufwand verbunden waren. „Neben allen Formalitäten und Behördengesprächen stellte uns vor allem die Schulwahl vor eine große Herausforderung, da nicht alle in Frage kommenden Schulen auch Auszubildende aus dem Ausland aufnehmen“, erzählt Häring.

„Doch unser Eindruck von Arppitha Davies und Theras Martin nach dem Online-Bewerbungsgespräch war so gut, dass sich all dieser Aufwand wirklich ausgezahlt hat. Ich danke meinem Team sehr für dieses Engagement und die Bereitschaft, andere Wege bei der Suche nach Auszubildenden zu gehen“, betont der Geschäftsführer der Sozialstation, Lothar Kämmle. Bevor die beiden jungen Frauen aus Indien im April dieses Jahres nach Sachsenheim kamen, hatten sie bereits sehr gut die deutsche Sprache gelernt. Auch eine Wohnung wurde mit Unterstützung der Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde Großsachsenheim gefunden und die Möblierung mit Spenden aus der Mitarbeiterschaft der Sozialstation und eines ortsansässigen Möbelhauses auf die Beine gestellt. „Uns kam es darauf an, die beiden Frauen auch in das Leben in Sachsenheim zu integrieren und sie in ihrem neuen sozialen Umfeld zu unterstützen. Daher hat mit ihnen eine Mitarbeiterin eine Wohngemeinschaft gegründet“, schildert Kämmle. Damit die beiden Frauen mobil sind, erhielten sie zwei Fahrräder vom Hilfsprojekt des Gustav-Adolf-Werks unter der Regie vom Spielberger Ulrich Hirsch.

Angst war unbegründet

„Obwohl wir natürlich zu Beginn auch ein wenig Angst vor dem fremden Land und der anderen Kultur hatten, hat uns das Team der Sozialstation das Ankommen sehr leicht gemacht. Ute Adler und Corinna Häring sind wie zweite Mütter für uns“, schwärmen Davies und Martin, die inzwischen in ihrer Schule in Bad Cannstatt, aber auch in Sachsenheim neue Freunde gefunden haben. „Sogar die schwäbische Sprache verstehen wir immer besser“, schmunzelt Davies, der ab und zu auch ein „sodele“ oder „jetzetle“ über die Lippen rutscht. Natürlich setzen Geschäftsführer Kämmle und sein Team darauf, dass die beiden Frauen nach ihrer dreijährigen Ausbildung auch dem Team erhalten bleiben.

„Wir müssen unsere Fachkräfte selbst ausbilden, denn auf dem Arbeitsmarkt sind qualifizierte Kräfte nicht in ausreichendem Maß zu finden. Dabei dürfen wir nicht nur über diese Situation klagen, sondern müssen auch bereit sein, ungewöhnliche Wege zu gehen“, unterstreicht Lothar Kämmle.“ Michaela Glemser